Die aktuelle Lage in Deutschland vermittelt den Eindruck, dass wir uns vor wenig bis nichts fürchten müssen. Technische Innovationen, die Selbstverständlichkeit jederzeitiger Verfügbarkeit von Kommunikationsmitteln, hohe Rechtsstandards und positive Erfahrungen mit der täglichen Gefahrenabwehr suggerieren Sicherheit. Tatsächlich wachsen weniger offensichtliche Verwundbarkeiten und erhöhen die Risiken nachweislich.
Es ist bereits hinlänglich bekannt, dass durch die klimatischen Veränderungen (Klimawandel) mit einer Zunahme der Häufigkeit und Intensität extremer Naturereignisse, wie z.B. Hitze, Dürre, Stürme, Starkregen und Hochwasser zu rechnen ist. Zusätzlich verstärken diese Veränderungen die Wahrscheinlichkeit für Pandemien und Epidemien, da sich Krankheitserreger in den neuen klimatischen Bedingungen ausbreiten (z.B. Chikungunya-Virus).
Begünstigt wird diese Bedrohung durch den zunehmenden weltweiten Warenaustausch und Reiseverkehr im Rahmen der allgemeinen Globalisierung. Krankheitserreger und deren Überträger verbreiten sich so in neue Gebiete.
Terrorismus und organisierte Kriminalität sind eine der unmittelbarsten Bedrohungen für die Sicherheit Deutschlands. Beide Faktoren werden sich in Zukunft weiter verstärken1. Die klassische polizeiliche Behandlung dieser Bedrohungen wird durch die vielschichtigen Ursachen und Erscheinungsformen des Terrorismus und transnational organisierter Kriminalität zunehmend unwirksam.
Nicht zuletzt ist unsere Informationsgesellschaft selbst eines der größten Risiken. Die fortgeschrittene Ausbreitung und Abhängigkeit von Informations- und Kommunikationstechnologien, der Stromversorgung und anderer kritischer Infrastrukturen führt zu einer erhöhten Verwundbarkeit. So ist der Stromausfall neben dem Seuchengeschehen eines von zwei Schlüsselszenarien in Deutschland1.
Insbesondere die Verknüpfungen der einzelnen Bedrohungen ist zu berücksichtigen. Viele Szenarien beeinflussen und begünstigen sich gegenseitig. So kann es in einer Pandemie beispielsweise zu Personalmangel an Arbeitsplätzen kritischer Infrastrukturen kommen, wodurch Ausfälle in diesen Bereichen möglich sind. Solche Dominoeffekte waren in der jüngeren Vergangenheit bereits zu beobachten.
2003 standen mehrere Kraftwerke in Frankreich kurz vor der Abschaltung, da wegen der anhaltenden Dürre nicht ausreichend Kühlwasser vorhanden war. 2005 erlebte das Münsterland einen Mehrtägigen Stromausfall verursacht durch Kälte, Schnee und Wind. 2005/2006 kam es zu einer rasanten Ausbreitung des Chikungunya-Virus auf La Réunion, nachdem sowohl eine Mutation des Virus als auch extreme Wetterlagen die Ausbreitung begünstigten. Diese multiplen Risiken stellen die Sicherheit in Zukunft auf die Probe und verstärken die Notwendigkeit einer privaten Krisenvorsorge, sowie erhöhter Selbsthilfe- und Selbstschutzfähigkeiten.
1Grünbuch des Zukunftsforums öffentliche Sicherheit, 2008
(<http://zoes-bund.de/wp-content/uploads/2015/10/Gruenbuch_Zukunftsforum.pdf>)
Eine Antwort auf „Blick in die Zukunft“
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