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Seuchengeschehen

Seuchengeschehen sind deshalb so gefährlich, weil sie einerseits direkt die Gesundheit aller Menschen gefährden und andererseits indirekt kritische Infrastrukturen durch Personalmangel zum Erliegen bringen können.

Eine Pandemie und Epidemie sind jeweils eine Art der Ausprägung des Schlüsselszenarios Seuchengeschehen. Der große Unterschied zwischen einer Pandemie und einer Epidemie ist die räumliche Ausbreitung. Eine Epidemie ist räumlich begrenzt, auf einen Bereich, innerhalb eines Landes. Eine Pandemie überschreitet diese Grenzen und tritt überregional, in der Regel weltweit, auf. Aus einer Epidemie kann sich also eine Pandemie entwickeln.

Die Ursachen für ein solches Geschehen können unterschiedlich sein, wie z.B.:

  • Wiederauftreten bekannter Erreger (z.B. Masern),
  • Auftreten neuer Erreger (z.B. SARS),
  • Mutation von Erregern (z.B. Influenza),
  • importierte Fälle von Erregern (z.B. Ebola),
  • Freisetzung durch Laborunfälle oder
  • gezielte Freisetzung mit kriminellen bzw. (bio-)terroristischem Hintergrund.

Begünstigt durch die Globalisierung und den damit verbundenen Reiseverkehr breiten sich Krankheitserreger in der heutigen Zeit wesentlich schneller international aus. Auch der internationale Warenverkehr begünstigt, in Abhängigkeit der Eigenschaften eines Erregers, die weltweite Ausbreitung. Hierdurch können sowohl der Erreger selbst als auch dessen Vektoren in kurzer Zeit weit verbreitet werden. Vektoren sind ein Zwischenmedium, welches den Krankheitserreger auf den Menschen überträgt. Dazu zählen Mücken (z.B. Malaria, Dengue-Fieber, Chikungunya-Fieber), Zecken (FSME, Borreliose) oder Säugetiere wie Mäuse (Hanta-Virus) oder Katzen (Lungenpest).

Zusätzlich zur Globalisierung erhöhen die klimatischen Veränderungen das Risiko eines Seuchengeschehens. Bereits heute sind sowohl Krankheitserreger als auch ihre Vektoren in neuen Verbreitungsgebieten nachweislich existent. Beispielsweise haben sich im Süden und Westen Deutschlands eine stabile Population von tropischen Aedes-Mücken gebildet. Kälteresistente Tigermücken aus Norditalien breiten sich über das gesamte Land aus. Beide Mücken können das Chikungunya-Virus auf den Menschen übertragen. So geschehen 2005/2006 auf La Réunion, als innerhalb von nur acht Wochen ein Drittel der Bevölkerung erkrankte. In Norditalien und Südfrankreich hat sich das Chikungunya-Fieber bereits auf einem dauerhaften jedoch niedrigen Niveau etabliert. Ein Schutz vor der Übertragung durch Mücken ist insbesondere bei den tagaktiven Aedes-Mücken äußerst schwierig.

Mutationen und Veränderungen der Krankheitserreger erhöhen ebenfalls die Risiken. Die Corona-Pandemie 2020 ist maßgeblich durch eine Mutation des SARS-Virus entstanden. Die Mutation resultierte in veränderten Eigenschaften des Virus, was zu einer weltweiten Pandemie führte. Im weiteren Verlauf der Pandemie sorgten weitere Mutationen für Veränderungen der Viruseigenschaften und erhöhten damit das Risiko.

Alle Faktoren gemeinsam, die Globalisierung mit zunehmendem internationalem Reiseverkehr und Warentransport, die klimatischen Veränderungen und Veränderungen der Krankheitserreger selbst begünstigen zukünftige Ausbreitungen. Im Falle des Falles ist davon auszugehen, dass das Gesundheitswesen nicht auf einen derartigen Massenanfall von Erkrankten vorbereitet ist. Die besondere Gefahr eines Seuchengeschehens ist das Risiko eines Engpasses der Ressource Mensch. Auf Grund eigener Erkrankung, Angst vor einer Ansteckung, oder der Fürsorge für Angehörige bleiben viele Gesunde ihrem Arbeitsplatz Fern. Das fehlende Personal löst einen Domino- und Kaskadeneffekt aus. Im schlimmsten anzunehmenden Fall können kritische Infrastrukturen nicht mehr aufrechterhalten werden. Staatliche Hilfe wäre unter Umständen nicht mehr in ausreichendem Maße vorhanden und die Bevölkerung weitestgehend auf sich gestellt. Wer in einem solchen Fall nicht auf seine Selbsthilfe- und Selbstschutzfähigkeiten zurückgreifen kann, ist leider schnell in ernsthaften Schwierigkeiten.